Cloud Financial Management — Kosteneinsparungspotential Datenübertragung

Daten­über­tra­gungs­kos­ten in der Cloud sind oft schwer ein­zu­schät­zen, aber nicht zu unter­schät­zen. Sie ent­ste­hen, sobald Daten in die Cloud gela­den, inner­halb der Cloud ver­scho­ben oder von der Cloud zu exter­nen Sys­te­men über­tra­gen wer­den. Unter­schätzt ein Unter­neh­men die­se Kos­ten, kön­nen sie erheb­lich zum Gesamt­bud­get bei­tra­gen und das Cloud-Pro­jekt ver­teu­ern. Dabei gibt es jedoch vie­le Ansät­ze, um Daten­ver­kehrs­kos­ten gezielt zu opti­mie­ren und nach­hal­tig zu sen­ken.

In die­sem Bei­trag betrach­ten wir die häu­figs­ten, oft über­se­he­nen Kos­ten­fak­to­ren und stel­len Stra­te­gien und Cloud-Archi­tek­tu­ren vor, die den Daten­ver­kehr effi­zi­ent und kos­ten­op­ti­miert gestal­ten.

1. Kostenfaktoren bei der Cloud-Datenübertragung

1.1 Egress-Kos­ten
Die wohl am meis­ten über­se­he­nen Daten­über­tra­gungs­kos­ten sind die Egress-Kos­ten – also Gebüh­ren für das Her­aus­zie­hen von Daten aus der Cloud. Anbie­ter wie AWS, Goog­le Cloud oder Azu­re erhe­ben hohe Egress-Gebüh­ren, die je nach Volu­men und Ziel­re­gi­on der Über­tra­gung vari­ie­ren. Wer­den regel­mä­ßig gro­ße Daten­men­gen von der Cloud in das Unter­neh­mens­netz­werk über­tra­gen, addie­ren sich die­se Kos­ten schnell.

1.2 Regio­na­le Unter­schie­de in Daten­über­tra­gungs­kos­ten
Ein wei­te­rer Fak­tor sind regio­na­le Unter­schie­de in der Preis­ge­stal­tung. In der Regel fal­len höhe­re Kos­ten an, wenn Daten in eine ande­re Regi­on oder ein ande­res Land trans­fe­riert wer­den, ins­be­son­de­re bei den gro­ßen Cloud-Anbie­tern. Orga­ni­sa­tio­nen, die Daten glo­bal ver­tei­len oder Nut­zer aus ver­schie­de­nen Regio­nen bedie­nen, soll­ten dies berück­sich­ti­gen.

1.3 Daten­über­tra­gun­gen zwi­schen Cloud-Diens­ten
Auch die Über­tra­gung von Daten zwi­schen ver­schie­de­nen Cloud-Diens­ten oder ‑Anwen­dun­gen, selbst inner­halb der­sel­ben Cloud, ist nicht kos­ten­frei. Beson­ders Mikro­ser­vices-Archi­tek­tu­ren oder daten­in­ten­si­ve Anwen­dun­gen, die zwi­schen ver­schie­de­nen Cloud-Diens­ten kom­mu­ni­zie­ren, ver­ur­sa­chen zusätz­li­che Gebüh­ren für den inter­nen Daten­ver­kehr.

1.4 Daten­vo­lu­men und Fre­quenz der Über­tra­gun­gen
Gro­ße Daten­vo­lu­men und häu­fi­ge Über­tra­gun­gen ver­stär­ken die Kos­ten zusätz­lich. Vie­le Unter­neh­men migrie­ren ihre Daten­ban­ken und Anwen­dun­gen in die Cloud, ohne dabei die poten­zi­el­len Daten­ver­kehrs­kos­ten zu berück­sich­ti­gen. Beson­ders Strea­ming-Anwen­dun­gen, regel­mä­ßi­ge Back­ups und Echt­zeit­ana­ly­sen kön­nen die Kos­ten durch kon­ti­nu­ier­li­chen Daten­trans­fer erheb­lich anstei­gen las­sen.

 

Datenverkehr rund um den Globus - ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor im Cloud Financial Management

2. Strategien zur Senkung der Datenübertragungskosten

2.1 Loka­le Daten­spei­che­rung und Edge-Com­pu­ting
Ein grund­le­gen­der Ansatz zur Kos­ten­re­du­zie­rung ist die Nut­zung von Edge-Com­pu­ting und loka­len Spei­cher­mög­lich­kei­ten, um den Daten­ver­kehr in die zen­tra­le Cloud zu mini­mie­ren. Mit Edge-Com­pu­ting las­sen sich Daten bereits vor Ort oder nahe am Ent­ste­hungs­ort ver­ar­bei­ten. So redu­ziert man nicht nur Laten­zen, son­dern ver­mei­det auch die häu­fi­gen Über­tra­gun­gen in die Cloud und spart dadurch Egress-Kos­ten.

2.2 Aus­wahl der rich­ti­gen Regio­nen und Zonen
Eine stra­te­gi­sche Wahl der Cloud-Regio­nen kann erheb­li­che Kos­ten­vor­tei­le brin­gen. Daten­ver­kehr inner­halb einer Regi­on oder zwi­schen Regio­nen mit ähn­li­chen Preis­struk­tu­ren ist oft güns­ti­ger. Unter­neh­men kön­nen ihre Infra­struk­tur so gestal­ten, dass Benut­zer ihre Daten über­wie­gend aus nahe­lie­gen­den Rechen­zen­tren bezie­hen, was Kos­ten mini­miert und die Per­for­mance ver­bes­sert.

2.3 Con­tent Deli­very Net­works (CDNs)
Ein CDN redu­ziert Daten­über­tra­gungs­kos­ten, indem es Daten in geo­gra­fisch ver­teil­ten Kno­ten­punk­ten zwi­schen­spei­chert und von dort an End­nut­zer aus­lie­fert. Dies spart Egress-Kos­ten und sorgt dafür, dass Benut­zer schnel­ler auf die Inhal­te zugrei­fen kön­nen. Beson­ders bei Daten mit hoher Zugriffs­häu­fig­keit und geo­gra­fisch ver­streu­ten Nut­zern kön­nen CDNs erheb­li­che Kos­ten­vor­tei­le bie­ten.

2.4 Daten­kom­pri­mie­rung und Opti­mie­rung der Über­tra­gungs­fre­quenz
Um die zu über­tra­gen­de Daten­men­ge zu ver­rin­gern, soll­ten Unter­neh­men Kom­pri­mie­rungs­tech­ni­ken nut­zen und Über­tra­gungs­fre­quen­zen opti­mie­ren. Daten las­sen sich oft effi­zi­en­ter über­tra­gen, wenn sie vor­ab kom­pri­miert wer­den. Durch die Wahl eines geeig­ne­ten Kom­pri­mie­rungs­for­mats kann eine signi­fi­kan­te Reduk­ti­on der Kos­ten erzielt wer­den. Zudem kön­nen bestimm­te Daten­über­tra­gun­gen, wie zum Bei­spiel regel­mä­ßi­ge Back­ups, zeit­lich opti­miert wer­den, um weni­ger Traf­fic zu ver­ur­sa­chen.

2.5 Nut­zung von Reser­ved Ins­tances oder Saving Plans
Vie­le Cloud-Anbie­ter bie­ten Preis­vor­tei­le durch Reser­ved Ins­tances (RI) oder Saving Plans, mit denen Unter­neh­men bestimm­te Diens­te oder Daten­über­tra­gungs­kos­ten zu einem fes­ten Preis erwer­ben kön­nen. Eine sol­che Inves­ti­ti­on lohnt sich beson­ders dann, wenn regel­mä­ßig und plan­bar gro­ße Daten­men­gen trans­fe­riert wer­den.

3. Architekturen für kostenoptimierte Datenübertragungen

3.1 Micro­ser­vices-Archi­tek­tur mit effi­zi­en­tem Daten­ver­kehr
Micro­ser­vices-Archi­tek­tu­ren ber­gen durch ihre Viel­zahl an Diens­ten und häu­fi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on unter­ein­an­der oft ein hohes Poten­zi­al für inter­ne Daten­über­tra­gungs­kos­ten. Hier kann eine sorg­fäl­ti­ge Archi­tek­tur­pla­nung viel bewir­ken: Effi­zien­te APIs und gut struk­tu­rier­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge redu­zie­ren unnö­ti­ge Daten­über­tra­gun­gen zwi­schen den Diens­ten. So las­sen sich etwa durch Mes­sa­ge-Queue-Sys­te­me wie Apa­che Kaf­ka unnö­ti­ge Daten­an­for­de­run­gen ver­mei­den und asyn­chro­ne Daten­über­tra­gun­gen gezielt steu­ern.

3.2 Daten­zen­trier­te Cloud-Archi­tek­tur
Eine daten­ori­en­tier­te Archi­tek­tur mini­miert die Anzahl der Daten­über­tra­gun­gen und maxi­miert den Nut­zen jeder Über­tra­gung. Unter­neh­men kön­nen durch die Ein­füh­rung eines zen­tra­len Daten­kno­tens, der als pri­mä­rer Spei­cher­ort für häu­fig genutz­te Daten dient, die Daten­strö­me steu­ern. Die­ser Kno­ten soll­te in einer Cloud-Regi­on ver­an­kert sein, in der die Mehr­heit der Nut­zer Zugriff benö­tigt.

3.3 Hybrid-Cloud-Ansät­ze zur Ent­las­tung der zen­tra­len Cloud
Hybri­de Cloud-Archi­tek­tu­ren, bei denen On-Pre­mi­ses- und Cloud-Infra­struk­tu­ren kom­bi­niert wer­den, kön­nen hel­fen, Daten­ver­kehrs­kos­ten zu mini­mie­ren. Daten, die lokal ver­ar­bei­tet wer­den kön­nen oder eine hohe Zugriffs­häu­fig­keit haben, blei­ben in loka­len Spei­chern, wäh­rend nur Daten, die eine wei­te­re Ver­ar­bei­tung oder Spei­che­rung in der Cloud benö­ti­gen, über­tra­gen wer­den.

3.4 Ser­ver­less-Archi­tek­tur für selek­ti­ve Daten­ver­ar­bei­tung
Durch eine Ser­ver­less-Archi­tek­tur las­sen sich Daten­ver­kehrs­kos­ten eben­falls opti­mie­ren, da Diens­te nur dann akti­viert wer­den, wenn sie tat­säch­lich benö­tigt wer­den. Auch wenn der Ser­ver­less-Ansatz nicht für jede Anwen­dung geeig­net ist, kann er bei ereig­nis­ba­sier­ten Auf­ga­ben (z. B. nur bei Nut­zer­an­fra­gen) eine kos­ten­spa­ren­de Alter­na­ti­ve dar­stel­len.

3.5 Ein­satz von Pro­to­kol­len mit gerin­gem Over­head
Ver­schie­de­ne Über­tra­gungs­pro­to­kol­le kön­nen je nach Anwen­dungs­fall eine effi­zi­en­te­re Daten­über­tra­gung ermög­li­chen. Bei­spiels­wei­se ver­braucht HTTP/2 weni­ger Daten­vo­lu­men als älte­re Pro­to­kol­le und kann so Kos­ten redu­zie­ren. Wei­te­re Alter­na­ti­ven sind QUIC oder ande­re benut­zer­de­fi­nier­te Pro­to­kol­le, die spe­zi­ell für die Anfor­de­run­gen und Daten­men­gen einer Anwen­dung opti­miert wer­den.

Fazit

Daten­über­tra­gungs­kos­ten in der Cloud stel­len eine oft ver­steck­te, aber nicht unbe­deu­ten­de Her­aus­for­de­rung für das Cloud-Kos­ten­ma­nage­ment dar. Durch eine geziel­te Stra­te­gie, die auf Archi­tek­tur­op­ti­mie­run­gen und eine ver­bes­ser­te Kon­trol­le der Daten­strö­me setzt, kön­nen Unter­neh­men jedoch erheb­li­che Ein­spa­run­gen erzie­len. Eine sorg­fäl­ti­ge Pla­nung und effi­zien­te Daten­ma­nage­ment-Archi­tek­tur ermög­li­chen es, Cloud-Res­sour­cen bes­ser zu nut­zen und die Kos­ten unter Kon­trol­le zu hal­ten. Mit stei­gen­der Cloud-Nut­zung ist eine bewuss­te Kos­ten­op­ti­mie­rung in Bezug auf den Daten­ver­kehr nicht nur ein finan­zi­el­ler Vor­teil, son­dern auch ein wesent­li­cher Fak­tor für die lang­fris­ti­ge Cloud-Stra­te­gie eines Unter­neh­mens